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Inhalte „Analysis 1“
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- Was sind reelle Zahlen?
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- Vollständigkeit reeller Zahlen
- Die komplexen Zahlen
- Supremum und Infimum
- Wurzel reeller Zahlen
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- Konvergenz und Divergenz
- Teilfolgen, Häufungspunkte und Cauchy-Folgen
- Reihen
- Konvergenzkriterien für Reihen
- Potenzreihen
- Exponential- und Logarithmusfunktion
- Trigonometrische und Hyperbolische Funktionen
- Stetigkeit
- Stetigkeit von Funktionen
- Folgenkriterium
- Epsilon-Delta-Kriterium
- Grenzwert von Funktionen
- Komposition stetiger Funktionen
- Stetigkeit beweisen
- Unstetigkeit beweisen
- Zwischenwertsatz
- Satz vom Minimum und Maximum
- Stetigkeit der Umkehrfunktion
- Gleichmäßige Stetigkeit
- Lipschitz-Stetigkeit
- Aufgaben
- Stetigkeit von Funktionen
- Ableitung
- Integrale
- Was ist Analysis?
Viele Funktionen sind als Verkettungen von anderen Funktionen definiert. Die direkte Überprüfung auf Stetigkeit mit Hilfe des Folgen- oder des Epsilon-Delta-Kriteriums ist bei diesen Funktionen oftmals aufwändig. Jedoch kann man beweisen, dass Verkettungen stetiger Funktionen wieder stetig sind. Diese Verkettungssätze erleichtern den Nachweis der Stetigkeit ungemein.
Die Verkettungssätze[Bearbeiten]
Die Verkettungssätze für stetige Funktionen lauten:
Satz(Verkettungssätze)
Sei eine Teilmenge der reellen Zahlen und
eine beliebige reelle Zahl. Seien
reellwertige Funktionen, die in
stetig sind. Es gilt also
und
. Unter diesen Voraussetzungen sind die folgenden Funktionen stetig in
:
Sei und seien
sowie
stetig in
. Dann ist die folgende Funktion stetig in
:
Sei eine reellwertige Funktion mit
. Sei
in
stetig, dann ist die Verkettung
stetig in
:
Motivation[Bearbeiten]
Stell dir vor, wir haben die Funktion ,
gegeben und wollen diese Funktion auf Stetigkeit untersuchen. Sei hierzu
ein beliebiges Argument von
und sei
eine konvergente Folge mit
. Nun können wir die Grenzwertsätze für konvergente Folgen anwenden:
Wir durften die Grenzwertsätze anwenden, da alle Subfolgen konvergent waren (dies haben wir am Ende der Umformungen gezeigt). Da beliebig gewählt wurde, haben wir die Stetigkeit der Funktion
bewiesen. Dieser Beweis ist im Grunde nur eine Anwendung des Folgenkriteriums zusammen mit den Grenzwertsätzen. Weil wir den Limes dank der Grenzwertsätze in die Funktion ziehen können, können wir damit die Stetigkeit beweisen. Dieses Vorgehen kann mit Hilfe der Verkettungssätze verkürzt werden. Nehme hierzu folgende Funktionen:
Dann können wir als Verkettung der obigen Funktionen darstellen:
Da jede der Funktionen ,
und
stetig ist, ist nach den obigen Verkettungssätze auch
stetig. Diese Begründung ist kürzer als der Beweis mit dem Folgenkriterium. Wir können also argumentieren:
ist als Verkettung stetiger Funktion stetig.
Beispielaufgabe[Bearbeiten]
Die folgende Aufgabe zeigt, wie einfach mit Hilfe der Verkettungssätze die Stetigkeit einer Funktion bewiesen werden kann:
Aufgabe(Stetigkeit einer verketteten Wurzelfunktion)
Zeige, dass folgende Funktion stetig ist:
Wie kommt man auf den Beweis?(Stetigkeit einer verketteten Wurzelfunktion)
Die gegebene Funktion ist eine Verkettung verschiedener Funktionen. Zunächst müssen wir die Grundfunktionen dieser Verkettung finden. Diese sind:
Die Funktion kann dargestellt als:
Damit ist eine Verkettung stetiger Funktionen und somit wieder stetig.
Beweis(Stetigkeit einer verketteten Wurzelfunktion)
Seien folgende Funktionen gegeben:
Diese Funktionen sind stetig. Es ist außerdem . Damit ist
eine Verkettung stetiger Funktionen und nach den Verkettungssätzen selbst wieder stetig.
Allgemeine Beweisskizze[Bearbeiten]
Nach den Verkettungssätzen ist jede Komposition von stetigen Funktion wiederum eine stetige Funktion. Wenn also eine Funktion als Verkettung stetiger Funktionen dargestellt werden kann, dann ist damit die Stetigkeit von
bewiesen. Ein Beweis dazu könnte folgende Form aufweisen:
Sei mit
. Die Funktion
ist eine Verkettung der folgenden Funktionen:
...Aufzählung der stetigen Funktionen, aus denen zusammengesetzt ist...
Wegen (Ausdruck mit den aufgezählten Funktionen) ist
eine Verkettung stetiger Funktionen und damit selbst wieder eine stetige Funktion.
Ein solcher Beweis sollte aber nur dann geführt werden, wenn die Verkettungssätze in der Vorlesung bereits bewiesen wurden.
Folgerung: Polynomfunktionen sind stetig[Bearbeiten]
Jede Polynomfunktion ist eine Verkettung der beiden Funktionen:
ist die Identitätsfunktion und
ist die konstante Funktion mit dem Wert
. Diese Funktionen sind stetig und damit ist auch jede Polynomfunktion stetig. Beispielsweise kann die Funktion
folgendermaßen dargestellt werden:
Es ist nämlich
Vertiefung[Bearbeiten]
Wie bei den Grenzwertsätzen, wo die Subfolgen konvergent sein müssen, benötigen wir bei den Verkettungssätzen die Stetigkeit der einzelnen Teilfunktionen. Bei Verkettung beliebiger Funktionen wissen wir nicht, ob die verkettete Funktion stetig ist, oder nicht. Sei beispielsweise
Die Funktion ist stetig an der Stelle
, während
dort nicht stetig ist. Das Produkt der beiden Funktionen ist
, denn
. Demnach ist es unstetig an der Stelle
. Umgekehrt kann es vorkommen, dass die Verkettung von unstetigen Funktionen stetig ist. Betrachten wir die Funktion
Diese Funktion ist an den rationalen und
an den irrationalen Stellen. Für die Verknüpfung
ergibt sich:
ist eine konstante Funktion und damit stetig, obwohl
selbst unstetig ist. Die Verkettung unstetiger Funktionen kann also selbst eine stetige Funktion ergeben.
Beweise der Verkettungssätze[Bearbeiten]
Stetigkeit bei Addition [Bearbeiten]
Satz(Verkettungssatz für Summen)
Sei und seien
reellwertige Funktionen, die in
stetig sind. Dann ist
stetig in
.
Beweis(Verkettungssatz für Summen)
Wir beweisen die Additionsregel der Stetigkeit über das Folgenkriterium. Sei hierzu eine Folge von Argumenten aus
mit Grenzwert
. Es ist:
Alternativer Beweis(Verkettungssatz für Summen)
Wir wollen die Stetigkeit von in
mit Hilfe des Epsilon-Delta-Kriteriums beweisen. Sei also ein
gegeben. Da
stetig bei
ist, gibt es ein
, sodass für alle
mit
die Ungleichung
erfüllt ist. Ebenso gibt es ein
, sodass für alle
mit
die Ungleichung
gilt.
Setzen wir nun . Damit erfüllen alle
mit
beide Bedingungen
und
. Damit gilt für alle
mit
:
Stetigkeit bei skalarer Multiplikation [Bearbeiten]
Satz(Verkettungssatz für skalare Multiplikationen)
Sei und
. Sei außerdem
eine reellwertige Funktion, die in
stetig ist. Dann ist
stetig in
.
Beweis(Verkettungssatz für skalare Multiplikationen)
Wir wollen die Stetigkeit von in
mit Hilfe des Folgenkriteriums beweisen. Sei dazu
eine beliebige Folge mit
für alle
und
. Da
stetig in
ist, existiert damit der Grenzwert
. Es ist:
Stetigkeit bei Multiplikation[Bearbeiten]
Satz(Verkettungssatz für Multiplikationen)
Sei und seien
reellwertige Funktionen, die in
stetig sind. Dann ist
stetig in
.
Beweis(Verkettungssatz für Multiplikationen)
Wir beweisen die Stetigkeit von mit Hilfe des Folgenkriteriums. Sei dazu
eine beliebige Folge mit
für alle
und
. Da sowohl
als auch
stetig in
sind, existieren damit die Grenzwerte
und
. Es ist:
Stetigkeit bei Division[Bearbeiten]
Satz(Verkettungssatz für Divisionen)
Sei und seien
und
zwei reellwertige Funktionen. Sei
und seien
sowie
stetig in
. Dann ist auch
stetig in
.
Beweis(Verkettungssatz für Divisionen)
Den Beweis werden wir mit Hilfe des Folgenkriteriums und dem Quotientenregel für Grenzwerte führen. Sei also eine beliebige Folge mit
für alle
und
. Da sowohl die Funktion
als auch die Funktion
stetig an der Stelle
sind, folgt
und
. Außerdem gilt
, sodass
für alle
wohldefiniert ist. Nun gilt:
Stetigkeit bei Komposition[Bearbeiten]
Satz(Verkettungssatz für Kompositionen)
Sei und
eine Funktionen, die in
stetig ist. Sei zusätzlich
mit
, die in
stetig ist. Dann ist auch
stetig in
.
Beweis(Verkettungssatz für Kompositionen)
Wir wollen die Stetigkeit von in
mit Hilfe des Folgenkriteriums beweisen. Sei dazu
eine beliebige Folge mit
für alle
und
. Dann ist
eine Folge mit
für alle
(da
) und
(da
stetig). Somit gilt:
Vergleich zum Epsilon-Delta-Kriterium[Bearbeiten]
Zu Beginn dieses Artikels haben wir mit Hilfe der Verkettungssätze gezeigt, dass die Funkionstetig ist. Zum Vergleich wollen wir versuchen dies mit Hilfe des Epsilon-Delta-Kriteriums „von Hand“ zu zeigen. Der sich so ergebende Satz ist umfangreicher als der über die Verkettungssätze.
Aufgabe(Epsilon-Delta-Beweis für Stetigkeit einer Wurzelfunktion)
Beweise mit der Epsilon-Delta-Definition der Stetigkeit, dass folgende Funktion stetig ist:
Wie kommt man auf den Beweis?(Epsilon-Delta-Beweis für Stetigkeit einer Wurzelfunktion)
Wir müssen zeigen, dass für jedes ein
existiert, so dass alle
mit
die Ungleichung
erfüllen. Hierzu betrachten wir zunächst die Zielungleichung
und schätzen den Betrag
geschickt nach oben ab. Da wir den Term
kontrollieren können, schätzen wir
so nach oben ab, dass wir den Betrag
erhalten. Wir suchen also eine Ungleichung der Form
Dabei ist irgendein von
und
abhängiger Term. Der zweite Faktor ist kleiner als
und kann damit durch eine geschickte Wahl von
beliebig klein gemacht werden. Eine solche Abschätzung ist folgende:
Wegen ist:
Wenn wir so klein wählen, dass
ist, folgt die Zielungleichung
. Jedoch hängt
von
ab und diese Abhängigkeit würde sich auf
vererben und wir dürfen
nicht in Abhängigkeit von
wählen. Deswegen müssen wir die Abhängigkeit des ersten Faktors von
eliminieren. Dies erreichen wir, indem wir den ersten Faktor nach oben so abschätzen, dass wir eine Ungleichung der Form
erreichen. Eine solche Umformung ist:
Wir haben sogar unabhängig von
gemacht, was nicht nötig gewesen wäre. Somit haben wir die Ungleichung
Wir brauchen nun die Abschätzung , damit die Zielungleichung
erfüllt ist. Die Wahl von
ist hierfür ausreichend.
Beweis(Epsilon-Delta-Beweis für Stetigkeit einer Wurzelfunktion)
Sei mit
. Sei
und
beliebig. Wir wählen
. Für alle
mit
gilt:
Damit ist eine stetige Funktion.
Stetigkeit beweisen →
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